Flucht und Asyl Heimat geben
Menschen auf der Flucht
Weltweit sind etwa 65,3 Millionen Menschen auf der Flucht - zwei Drittel davon im eigenen Land. Andere fliehen in anliegende Staaten, die - oft klein und selbst in Armut - rasch an ihre Grenzen gelangen. So leben derzeit allein im Libanon 1,2 Millionen syrische Flüchtlinge, in Jordanien sind über 600.000 Menschen aus Syrien in Lagern untergebracht. Sie rutschen rasch in bittere Armut ab, berichtet das UN-Flüchtingshilfswerk UNHCR.
"Die meisten sind Binnenflüchtlinge"
Wohin fliehen die Menschen aus dem Krieg? Michael Martin, Oberkirchenrat für Ökumene und internationale Beziehungen berichtet von Fluchtbewegungen innerhalb Syriens und in die Nachbarstaaten des Landes.
Dem Grauen entfliehen
"
Humanitäre Hilfe
ist nicht nur ein Gebot der Nächstenliebe, sondern zuerst eine Vorgabe des
internationalen Völkerrechts. Solange auf der Welt Kriege und Konflikte
herrschen, es vor Ort keine Perspektive gibt und legale Wege in die EU
verschlossen bleiben, werden sich Menschen aus Verzweiflung auf den Weg über
das Mittelmeer begeben."
Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm
Letzter Ausweg
"Es macht ungeheuer traurig"
Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm
(c) ÖRK; Fotograf: Paul Jeffrey
Leben im Flüchtlingslager
Tausende von Menschen leben in den großen Flüchtlingslagern in Libanon oder in Jordanien - manche von ihnen jahrelang. Der Lutherische Weltbund und Partnerorganisationen der bayerischen Landeskirche geben Hilfestellungen und schaffen Schutzräume, in denen Kinder, Frauen und Männer wenigstens für ein paar Stunden unbeschwerter sein können.
Flucht in den Nordirak
Oberkirchenrat Michael Martin über die Flucht der Christen aus Mossul.
Dunkle Erinnerungen
Das rote Nun, ein Zeichen für die Christen, das die Stühle in dieser syrisch-katholischen Kirche in einem Lager bei Erbil ziert, weckt dunkle Erinnerungen: Mit diesem Schriftzeichen kennzeichneten Menschen in Mosul die Häuser ihrer christlichen Nachbarn.
"Das Vertrauen ist erschüttert"
Kirchenrat Hans-Martin Gloël über die Situation im Irak.
Oberkirchenrat Michael Martin Hilfe vor Ort
Um Fluchtursachen zu beheben, engagiert sich die Landeskirche in zahlreichen Hilfsprojekten in Krisengebieten. Wie das aussieht, das erklärt Michael Martin, Oberkirchenrat für Ökumene und internationale Beziehungen.
Fluchtursachen bekämpfen
"Nächstenliebe heißt, dafür zu sorgen,
dass unmittelbar bedrohte
Menschen
Schutz finden. Parallel dazu muss alles
geschehen, damit Menschen in
Zukunft
gar nicht erst in diese Situation kommen,
fliehen zu müssen. Wenn wir
etwa
Handelspolitik nicht vorrangig oder gar
ausschließlich als Instrument zur
Förderung unserer eigenen
Wirtschaftsinteressen verstehen würden,
sondern
zugleich als Mittel, um ein Leben
in Würde für alle Menschen zu erreichen,
wären wir schon viel weiter.
"
Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm
Besuche und Gebet Im Camp
Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm bei einem Besuch in einem Flüchtlingslager in Khake (Irak). Auch das gehört dazu: Solidaritätsbesuche und Anteilnahme im Gebet.
"Sie versammeln sich wieder zum Gottesdienst"
Kirchenrat Hans-Martin Gloël über einen Kirchenbau im Nordirak - ein Hoffnungszeichen für die Christen vor Ort.
Aus dem Lager zur Schule
Kirchenrat Hans-Martin Gloël über ein Hilfsprojekt der bayerischen Landeskirche
Hoffnung
Der Blick dieser Frau fällt auf das Graffiti
an einem Haus der Münchner Bayern-
Kaserne: "Es ist die Hoffnung, auf der wir
reisen." Das Graffiti ist im Rahmen eines
Kunstprojektes entstanden, bei dem das
Streetart-Duo Herakult die Fassade mit
diesem Symbol de Hoffnung bemalte:
Hoffnung auf ein Leben in Sicherheit
und darauf, in Bayern freundlich
aufgenommen zu werden.
"Wir sind ein Zufluchtsland"
"Ja, wir sehen Flüchtlinge zugleich als Hoffnungsträger: als Menschen mit Fähigkeiten und dem Erfahrungsschatz anderer Kulturen, die das Leben in unserem Land bereichern und ihren Beitrag für die Gesellschaft von morgen, für einen ausgewogenen Altersaufbau und gegen den drohenden Fachkräftemangel leisten können.
Nein, wir sehen durch die Zufluchtssuchenden keineswegs die Identität unseres Landes und unserer Kultur bedroht und haben keine Angst vor Veränderungen, die sich durch ihre Aufnahme ergeben werden."
Aus dem "Plädoyer für eine Neuorientierung", das von der Mitgliederversammlung des Diakonischen Werkes Bayern im Oktober 2014 beschlossen wurde.
"AG Wir schaffen Herberge"
Die Landeskirche unterstützt gemeindliches Engagement für Geflüchtete. Bettina Naumann, Geschäftsführerin der AG "Wir schaffen Herberge" berichtet. Bilder: Geförderte Initiativen aus ganz Bayern.
Glauben über Grenzen hinweg
Regionalbischöfin Dorothea Greiner tauft in Bayreuth eine Iranerin, die zum christlichen Glauben gekommen ist. Bayernweit bereiten sich Geflüchtete auf die Taufe vor. Sie freuen sich, in Deutschland ihren Glauben frei leben zu können.
Flüchtlinge im Gemeindeleben Zwei Kulturen
Immer wieder tauft Pfarrer Julian Lademann im kleinen Städtchen Au in der Hallertau nigerianische Kinder im Gottesdienst - für Einheimische wie Gäste sehr ungewohnt. Während die Nigerianer die Kindertaufe nicht kennen, müssen sich die Niederbayern an die Unruhe im Gottesdienst gewöhnen. Da wird fotografiert, gelacht und laut und lebendig gesungen. Doch die Integration funktioniert wunderbar, sagt der Pfarrer. Die Auer nehmen regen Anteil an den Taufen, basteln Taufkerzen, backen Kuchen und suchen Taufsprüche aus. „Die Asylbewerber feiern bei unserem Gemeindefest mit, gleichzeitig lassen sie uns an den Geburtstagen ihrer Kinder Teil haben “, erzählt Lademann stolz.
Beratung und Behördengänge Diakonie
Angst und Verzweiflung angesichts häufig
aussichtsloser Perspektiven kennzeichnen
die Situation der meisten Flüchtlinge in
Deutschland. Die Diakonie setzt sich dafür ein,
dass sich die rechtlichen und sozialen Rahmenbedingungen für sie verbessern.
Die Hilfen der Diakonie reichen von psychosozialer Beratung über Familienzusammenführung bis hin zu Hilfestellung im Kontakt mit Behörden. Darüber hinaus stehen den Flüchtlingen für eine qualifizierte Rechtsberatung Vertragsanwälte der Diakonie zur Verfügung.
Leitkultur der Barmherzigkeit
„Wir schaffen Herberge". Das heißt für uns als Kirche: Wir schaffen nicht nur ein Dach über dem Kopf. Wir begleiten. Wir unterstützen. Wir öffnen Türen, damit Integration leichter gelingt. ... Es war gut und richtig, so viel Geld in die Hand zu nehmen und ein starkes Zeichen zu setzen, für welche Leitkultur wir als Kirche stehen: für die Leitkultur der Barmherzigkeit, die wir als Christen nicht nur christlichen Flüchtlingen erweisen."
Synodalpräsidentin Annekathrin Preidel
Vielfältige Unterstützung
"Flüchtlinge und Asylsuchende brauchen
nicht nur ein Dach über dem Kopf.
Sie brauchen - oft auch psychologische -
Hilfe, um schreckliche Erfahrungen
zu verarbeiten, Verzweiflung und Angst
abzubauen und sich zurecht zu finden
in einer für sie fremden Kultur.
Sie brauchen Hilfe, um sprachfähig zu werden - nicht zuletzt im Umgang mit Behörden und rechtlichen Fragen, Hilfe unter Umständen auch bei der Planung der Rückkehr in das Herkunftsland. Eine gute, finanziell und personell gut ausgestattete Asylsozialberatung ist dafür unverzichtbar."
Dieter Breit, Beauftragter für die Beziehungen zum Bayerischen Landtag, zur Bayerischen Staatsregierung und zur Europa-Politik. http://www.bayern-evangelisch.de/was-uns-bewegt/fluechtlinge-in-bayern.php
Mehr Rückendeckung für Freiwillige
Oberkirchenrat Michael Martin auf der Herbsttagung der Landessynode 2016.
Bettina Naumann: Vordringliche Projekte
Die Geschäftsführerin von "Wir schaffen Herberge" sieht aktuell insbesondere diese vier Förderschwerpunkte:
- Trauma- und Psychotherapie
- Sprache und interkulturelle Kompetenz
- Einstieg in Bildung und Arbeit
- Unterstützung und Begleitung begleiteter Kinder und Jugendlicher und ihrer Eltern.
Nachzulesen im Bericht vor der Landessynode in Bad Reichenhall